Unweit der Station 6 des Citadellenwegs liegt auf der anderen Seite der Osterwicker Straße der sogenannte Galgenhügel etwas versteckt in einem Gebüsch. Bei ihm dürfte es sich um einen Rest des ehemaligen Glacis der Ludgerusburg handeln, das hier bis hart an den Rand der heutigen Fürstenwiesen vorgeschoben war. Früher, als sich die Stadt noch nicht so weit nach Nordosten ausgebreitet hatte, beflügelte die damals weithin sichtbare Erhebung des Galgenhügels, die mit einigen Kiefern bestanden war, die Fantasie der Coesfelderinnen und Coesfelder. Es gibt aber keine Belege dafür, dass hier einst ein Galgen stand und Menschen vom Leben zum Tode befördert wurden. Ebenfalls reine Spekulation ist, dass hier einst ein Exekutionsort für Deserteure oder straffällig gewordene Soldaten aus der Armee Christoph Bernhards von Galen war.
Auch der Coesfelder Heimatdichter Natz Thier hat sich mit diesem geheimnisumwitterten Ort beschäftigt. In einem plattdeutschen Gedicht, das er mehrfach überarbeitet hat, geht es schaurig und gleichzeitig humorvoll zu. Den Unterschieden in den verschiedenen Fassungen spürte der Coesfelder Historiker und Sprachwissenschaftler Dr. Norbert Nagel nach, dessen Ausführungen dazu wir als ersten Beitrag unserer Online-Publikationen im November 2025 veröffentlichen durften. Ergänzt werden die drei mundartlichen Fassungen Natz Thiers durch eine hochdeutsche Übersetzung des Autors. Dabei geht Dr. Nagel auch der Frage nach, seit wann der Galgenhügel unter dieser Bezeichnung bekannt ist. Abgerundet wird der Beitrag durch zwei Holzschnitte des bekannten Coesfelder Künstlers Heinrich Everz (1882–1967), auf denen der Galgenhügel zu sehen ist.
Von Everz stammt auch das nebenstehende, etwa 1917 entstandene Ölgemälde des Galgenhügels, das sich in Coesfelder Privatbesitz befindet und dessen Veröffentlichung uns freundlicherweise gestattet wurde.
Für uns hat Dr. Norbert Nagel das Gedicht von Natz Thier in plattdeutscher Mundart eingesprochen. Die Hörfassung ist auch in unserer WebApp zu Station 6 abrufbar. Dort sind auch weitere historische Bilder vom Galgenhügel zu sehen.